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Mr. Robot

Getrieben von dem Alltag, genötigt von der Wirtschaft, treibe ich dahin. Mein Kopf und mein Körper sind wie in Trance, gesteuert von einer höheren Macht. Nicht von einer Macht, die unsere Träume aufleben lässt, nicht von einer Macht, die will, dass wir unser Bestes geben und über unsere Grenzen schreiten. Eine Macht, die uns kontrollieren will, im Geiste wie im Körper. Wie Roboter sollen wir funktionieren und wir sollen uns fühlen, als ob unser Dasein gerechtfertigt ist. Die uns glauben lässt, dass das, was wir machen, das einzige ist, warum wir auf diesem blauen Planeten sind. Betäubt von dieser Realität gibt es doch Momente, in denen ich ausbrechen kann. Mag es sein, dass ich ein Glas Whisky zu viel habe, eine Zigarette hatte, aber langsam schließen sich Ranken, wie wenn Efeu wächst, um meinen Kopf und langsam bricht die Schale auf und die Gedanken fließen heraus. Es ist wie eine Explosion. Zuerst abgestumpft, fühle ich nun alles um mich herum. Bin traurig, bin glücklich, bin wütend, bin zufrieden. Und in diesen kurzen Momenten muss ich meinen Gedanken freien Lauf lassen und schreiben. Ich muss die ganzen Bilder in meinem Kopf zu Worten fassen, denn ich weiß nicht, wie lange es so sein wird und ich wieder in diese triste Welt zurückkehre, in der ich nur dazu da bin um zu funktionieren. Mein Schlüssel ist eine Kombination aus allem und doch ist es die Musik, die mich zu diesem Zeitpunkt bringt. Freunde sagen, es sei eine depressive Musik, doch den Schmerz spüren und ihn verstehen, macht mich zu einem anderen Menschen. Wir können nicht alle in einer Scheinwelt leben, in der es keine Trauer und keinen Schmerz gibt. Vielmehr ziehe ich meine Stärke daraus, diese Trauer und diesen Schmerz auch als Teil meiner anzunehmen. Denn Glück und Freude sind ein Teil meines Lebens, aber diese Teile können nicht existieren, wenn es nicht die Gegensätze gibt. Also mein Freund, sieh es nicht als Schwäche an, wenn Du diese Gefühle hast. Nimm sie genauso an, wie wenn Du durch das Gras hüpft und glaubst, nichts könnte Dich erschüttern. Denn all diese Gefühle machen Dich aus. Und wenn Du nicht alles fühlen würdest, wärst Du nur ein einsamer Roboter, der auf seinen nächsten Befehl wartet.